Eine Maklerauszeichnung schlägt den völlig falschen Weg ein – Zeit für eine konstruktive Kritik
Der Wettbewerb zwischen Immobilienunternehmen um Objekte ist schwieriger geworden und so versucht man sich mit Auszeichnungen Wettbewerbsvorteile zu sichern. Das ist legitim. Gleichzeitig ist es für Kunden auch schwierig herauszufinden, wer für sie ein geeigneter Makler wäre und so orientiert man sich nicht selten an derartigen Auszeichnungen. Auch dies ist legitim. Zweifelhaft wird es dann, wenn der Eindruck aufkommen könnte, derartige Auszeichnungen würden vom Auszeichnenden u.a. aus kommerziellen Erwägungen in relativ großer Stückzahl vergeben.
Ein Beispiel für derartige Bedenken ist der Bellevue Best Property Agent, eine Auszeichnung, die jährlich von der Zeitschrift Bellevue vergeben wird, die sich – nicht gerade exzessiv bescheiden – als „Europas Immobilien-Magazin Nr. 1“ bezeichnet. Wenn hier nachfolgend einige nachdenkliche Worte zu diesem Award anklingen, so soll sich dies nicht gegen die Preisträger richten, denen dies herzlich gegönnt sei, sondern es geht letztendlich um das grundsätzliche Procedere.
Sehr unglücklich, ist wie gesagt, wenn der Eindruck entsteht, die Verleihung dieser Auszeichnung wäre mit kommerziellen Zielsetzungen verknüpft. Allerdings ist bereits auf dem Bewerbungsformular für den Award – noch bevor man auch nur in die Nähe der Auszeichnung gekommen ist – anzugeben, ob man das MARKETINGPAKET BASIS von Bellevue für immerhin 750 € zzgl. Mehrwertsteuer buchen möchte. Bei dieser verbindlichen Buchung auf dem Bewerbungsformular sind auch bereits die kompletten Bankverbindungen zur Begleichung dieser Buchung anzugeben. Immerhin fallen die Kosten nicht an, soweit das Immobilienunternehmen nicht ausgezeichnet wird. Auch wenn es hier in Mini-Schrift unten am Formular heißt „die Buchung eines Marketingpakets wird nur im Falle einer Auszeichnung als BEST PROPERTY AGENT 2021 wirksam und hat keinen Einfluss auf die Chancen einer Auszeichnung als Best Property Agent“, entsteht doch ein zumindest sehr zwiespältiger Eindruck.
Das offerierte „Marketingpaket Basis“ beinhaltet u.a. Anzeigen in der Zeitschrift Bellevue, eine Urkunde für den Preisträger – in einem hochwertigen Acryl-Rahmen – sowie das Recht, in allen Medien seiner Wahl mit dem Logo des Awards ein Jahr lang zu werben. Wer noch mehr möchte, kann dann noch für immerhin 2.495 € zzgl. MwSt. das „Marketingpaket Profi“ buchen.
In der Vergangenheit konnte man, ohne ein Paket zu buchen, das Logo der Aus-zeichnung führen. Mitglieder, die sich bewerben und wie bisher kein Paket buchen wollen, erhalten aber jetzt ein sehr eindeutiges Schreiben, das uns aus etwas verärgerten Mitgliedskreisen an die IVD-Geschäftsstelle geschickt wurde: „Bisher haben Sie sich noch nicht für eines der zwei attraktiven Marketingpakete entschieden. Da wir uns nach vielen Jahren entschlossen haben, das BELLEVUE BEST PROPERTY AGENTS-Siegel nicht länger komplett kostenfrei zur Verfügung zu stellen, ist eine Buchung eines der zwei Marketingpakete obligatorisch. Möchten Sie das Qualitätssiegel auch 2021 weiterhin für Ihre Marketingzwecke – online und offline – nutzen, senden Sie uns bitte das beigefügte Formular mit Ihrer verbindlichen Buchung für eines der zwei attraktiven Marketingpakete.“
Dies ist eine erhebliche Verschlechterung für Immobilienunternehmen, so schön die Einnahmen für den Verlag sein mögen. Zudem wird sich so mancher Betrachter erst recht fragen, ob die Auszeichnung nicht durch die relativ große Stückzahl an ausgezeichneten Immobilienunternehmen – teilweise wurden in Deutschland über 400 Makler pro Jahr ausgezeichnet – an Bedeutung verliert. Und so mancher Betrachter wird sich vielleicht über einen etwaigen Zusammenhang zwischen den offerierten Anzeigenpaketen und der beachtlichen Zahl der Ausgezeichneten Gedanken machen. Dass „die Nutzung des Signets BELLEVUE BEST PROPERTY AGENTS 2021 in allen Kommunikationskanälen (online und offline)“ jetzt kostenpflichtig ist, geht deutlich zu weit.
Dieser Titel sollte auf alle Fälle von jeder Form von Anzeigenbuchung im Vorfeld der Verleihung abgekoppelt werden, die Verleihungsgründe sollten vielmehr klar und nachvollziehbar sein. Weiter sollte es auch so sein, dass jeder der den Award erhält damit aktiv und vor allem kostenlos werben kann. Es ist an der Zeit bei dem Vergabeverfahren die Weichen in die richtige Richtung zu stellen.