Doppeltes „Signa-Pleite-Opfer“ Stachus fällt deutlich ab – weniger als halb so viele Passanten wie am Top-Messpunkt in der Kaufingerstraße.
Weinstraße rückt auf dritten Platz hinter Rosenstraße vor; geplante Fußgängerzone im Tal muss weiter warten.
Das Marktforschungsinstitut des IVD Süd e.V. hat die Passanten-Frequenz in der Münchner Innenstadt gemessen und die Ergebnisse im Rahmen einer Video-Pressekonferenz am 23.09.2025 vorgestellt. „Die Münchner Innenstadt zeigte sich während der IVD-Passanten-Frequenzzählung im Sommer 2025 sehr belebt. Die höchste Lauffrequenz wurde, wie in den vergangenen Jahren, in der Kaufingerstraße gemessen. Hier betreiben unter anderem zahlreiche internationale Handelsmarken große, oftmals deutschlandweit einzigartige, Flagship-Stores“, erklärt Prof. Stephan Kippes, Leiter des IVD-Marktforschungsinstituts. „Die Top 3 werden durch die Rosenstraße und die Weinstraße, die von ihrer Nähe zum sehr belebten Marienplatz profitieren, komplettiert. Das „Signa-Pleite-Opfer“ Stachus leidet hingegen noch immer massiv unter der Schließung des Kaufhofs und des Karstadts dort.“
Die zentrale Aussage der IVD-Passanten-Frequenzzählung liegt nicht in der Frequenzzahl an sich, sondern in der Relation der Frequenzen an den Messpunkten. Da Einflüsse wie Wetter, Wochentag, Veranstaltungen, aber auch coronabedingte Einschränkungen, die Resultate teilweise stark beeinflussen können, ist nur ein bedingter Vergleich der Passanten-Zahlen über die Jahre möglich bzw. sinnvoll. Insofern wird der IVD-Frequenz-Quotient ermittelt, der eine Vergleichbarkeit der verschiedenen Messpunkte untereinander ermöglicht.
Die IVD-Passanten-Frequenzzählung fand im Juli 2025 kurz vor Beginn der Sommerferien in Bayern statt. Im Rahmen der Studie wurde das Passanten-Aufkommen an insgesamt zwölf Messstandorten in den Münchner 1a- und 1b-Innenstadtlagen gemessen und analysiert.
Im Durchschnitt der zwölf untersuchten Messpunkte wurde in der diesjährigen Studie eine Passanten-Frequenz von 4.018 Personen pro Stunde ermittelt. Der aktuell gemessene Wert liegt somit über dem Niveau der Vorjahre (2024: 3.668; 2023: 3.899; 2022: 3.325). In allen vier Jahren fanden die Zählungen Mitte Juli statt. Zum Vergleich: In den beiden Corona-Jahren 2020 und 2021 wurden 2.336 bzw. 2.425 Passanten pro Stunde gezählt. Pandemiebedingt fanden die Zählungen jeweils im September statt, also in einer Zeit ohne Lockdowns.
In der aktuell durchgeführten Zählung wurde am Messpunkt in der Kaufingerstraße erneut die höchste Lauffrequenz gemessen. Durchschnittlich passierten hier 9.374 Personen pro Stunde den Messpunkt. Dieser Wert gilt insofern als Maximalwert für den IVD-Frequenz-Quotienten (= 1,00). Im Vergleich zum Vorjahr (7.306 Personen pro Stunde) lag die Passanten-Frequenz in Münchens Top-Einkaufsmeile in der aktuellen Studie spürbar höher.
Wie im vergangenen Jahr folgt auf dem zweiten Rang der diesjährigen Untersuchung die Rosenstraße mit einer durchschnittlichen Passanten-Frequenz von 6.569. Dies entspricht einem IVD-Frequenz-Quotienten von 0,70. Für das hohe Passanten-Aufkommen in der Rosenstraße sorgen der dortige Apple-Store, das Sportkaufhaus Schuster sowie die Nähe zum zentralen Marienplatz mit dem Münchner Rathaus. Dies machte sich insbesondere am ersten Messtag 2025 bemerkbar, als am und um den Marienplatz das Internationale Kinder- und Jugendchorfestival stattfand.
Die gut besuchte Chor-Veranstaltung strahlte auch auf die vom Marienplatz abgehende Weinstraße aus. Mit durchschnittlich 5.978 Passanten pro Stunde (IVD-Frequenz-Quotient = 0,64) schob sich die beliebte Einkaufsmeile auf Platz 3 der Untersuchung. Einer der größten Anziehungspunkte in der Weinstraße ist die 2020 eröffnete „FC Bayern World“.
Auf dem vierten Rang folgt der Messpunkt am Karlsplatz (Stachus) mit einer durchschnittlichen stündlichen Passanten-Frequenz von 4.511. Mit einem IVD-Frequenz-Quotienten von 0,48 lag das Passanten-Aufkommen hier somit bei weniger als der Hälfte im Vergleich zum Top-Messpunkt in der Kaufingerstraße. 2019 belegte der Messpunkt am Stachus noch den ersten Platz. Ein bedeutender Grund für die scheinbar schwindende Attraktivität des Platzes war die Schließung des Galeria Kaufhofs im Herbst 2022. Aber auch die benachbarte Schützenstraße, die seit der Signa-Pleite im Herbst 2023 immer mehr verkommt und eigentlich hätte zu einer attraktiven Verbindung zwischen Hauptbahnhof und der am Stachus beginnenden Münchner Hauptfußgängerzone umgestaltet werden sollen, strahlt negativ auf den Stachus aus.
Am Messpunkt im Tal wurden im Schnitt 3.791 Passanten pro Stunde gezählt (IVD-Frequenzquotient = 0,40). Somit hat sich die Straße auf den fünften Rang verbessert. Infolge der geplanten Verlängerung der Fußgängerzone vom Marienplatz aus bis zum Isartor könnte das Tal künftig an Attraktivität gewinnen. Da die Straße derzeit aber noch für Schwertransporte in Richtung der Großbaustelle am Marienhof benötigt wird, wo im Zuge der Errichtung der zweiten S-Bahn-Stammstrecke ein unterirdischer Bahnhof entsteht, muss die Umwandlung in eine autofreie Zone warten.
Auf den Plätzen 6 und 7 der Studie folgen die Theatinerstraße (3.600 Passanten/Sunde; IVD-Frequenzquotient = 0,38) sowie die Dienerstraße (3.185; 0,34).

Die Sendlinger Straße, wurde durch die Umwandlung in eine autofreie Fußgänger-zone bis Ende 2019 spürbar aufgewertet. In der Folge fanden sich zahlreiche neue Mieter ein – der Filialisierungsgrad nahm spürbar zu. Auch einige Jahre nach der Baumaßnahme zeichnet sich die Sendlinger Straße durch eine hohe Fluktuationsquote aus – im Vergleich zu den meisten anderen Münchner Einkaufslagen gibt es spürbar mehr Bewegungen im Ladenbesatz. Die beiden Zählpunkte in der Sendlinger Straße belegten in der aktuellen Studie die Plätze 8 und 10. Am Zählpunkt Sendlinger Straße/Ecke Hackenstraße wurden im Schnitt 3.151 Passanten pro Stunde erfasst (IVD-Frequenz-Quotient = 0,34), am Zählpunkt Sendlinger Straße Hausnummer 41 lag der Wert bei 2.031 (0,22). Ist die Sendlinger Straße inzwischen zu einer durchaus attraktiven Einkaufsmeile geworden, so kann sie in Bezug auf das Passanten-Aufkommen bei weitem nicht mit der Kaufingerstraße mithalten und ist demnach auch keine 1a-Geschäftskernlage.
In der auf dem neunten Rang gelegenen Residenzstraße wurden in der aktuellen Betrachtung im Schnitt 2.689 Passant pro Stunde gezählt (IVD-Frequenz-Quotienten = 0,29). Auf den Plätzen 11 und 12 und damit am Ende des Rankings stehen die Maximilianstraße, die als Edelmeile mit zahlreichen Boutiquen namhafter Modeschöpfer nur einen sehr zahlungskräftigen Kundenkreis anspricht, sowie die Schwabinger Leopoldstraße, die sich etwas abseits der bekannten Münchner Straßenzüge und Sehenswürdigkeiten befindet. In den beiden Straßen wurden 1.684 bzw. 1.656 Passanten pro Stunde gezählt, der IVD-Frequenz-Quotient liegt somit jeweils bei 0,18.
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