Heilbronn sowie Freiburg mit ihrem angespannten Wohnungsmarkt verzeichnen deutlichen Rückgang der Bautätigkeit
„Ähnlich dem bundesweiten Trend, stieg die Zahl der Baufertigstellungen 2020 auch in Baden-Württemberg an“, so Prof. Stephan Kippes, Leiter des IVD-Marktforschungsinstituts. „Hierbei nahm die Zahl der fertiggestellten Wohnungen gegenüber dem Vorjahr landesweit um +7,6 % auf insgesamt 36.313 Wohneinheiten zu. Grundsätzlich verzeichneten fast alle Regierungsbezirke steigende Werte; im Regierungsbezirk Karlsruhe fielen diese sogar im zweistelligen Bereich aus. Lediglich der Regierungsbezirk Tübingen vermeldete einen Rückgang von -7,2 %.“
Betrachtet man die Entwicklung in den einzelnen baden-württembergischen Großstädten, so fallen durchaus deutliche Unterschiede auf. Im untersuchten Zeitraum 2019-2020 verzeichneten Pforzheim (+62,2 %), Reutlingen (+59,1 %) und Karlsruhe (+32,6 %) deutliche Anstiege. In Mannheim hat sich die Baufertigstellungszahl sogar mehr als verdoppelt. Auch in der Landeshauptstadt Stuttgart wurde 2020 ein Anstieg in Höhe von +45,6 % registriert. Im Gegensatz dazu verzeichneten die Großstädte Freiburg (-33,6 %) und Heilbronn (-44,4 %) deutliche Rückgänge.
Die Baufertigstellungen nahmen 2020 im baden-württembergischen Durchschnitt leicht zu. Bei der differenzierten Betrachtung fällt jedoch auf, dass der landesweite Aufwärtstrend längst nicht alle Standorte erfasst hat. Speziell in den baden-württembergischen Großstädten, die unter der Wohnraumknappheit leiden und auf die Errichtung neuen Wohnraums dringend angewiesen sind, ist der Rückgang der Neubautätigkeit sehr bedauerlich. In diesem Zusammenhang sind weitere Regulierungen, die u.a. im Rahmen des Baulandmobilisierungsgesetzes Anfang Mai 2021 beschlossen wurden, besonders kritisch zu bewerten. Noch mehr Bürokratie und Auflagen statt positiver Anreize für die Errichtung des dringend benötigten Wohnraumes werden die Planungs- und Bauprozesse weiter verlangsamen, Investitionen in den Wohnbau hemmen und die Eigentumsbildung erschweren.
Die Zahl der Baugenehmigungen 2020 stieg in Baden-Württemberg gegenüber dem Vorjahr um +6,4 % an. Wurden 2019 insgesamt 40.192 Wohneinheiten genehmigt, erhöhte sich die Zahl 2020 auf 42.780 Wohnungen. Dabei verzeichneten die Regierungsbezirke Karlsruhe (+34,3 %), Tübingen (+3,0 %) und Freiburg (+1,5 %) im Vergleich 2019-2020 positive Entwicklungen. Im Regierungsbezirk Stuttgart ging die Zahl der zum Bau freigegebenen Wohnungen um -3,0 % zurück.
In den baden-württembergischen Großstädten verlief die Entwicklung nicht einheitlich. Während Mannheim (+86,7 %) und Karlsruhe (+85,8 %) starke Anstiege vermeldeten und sich die Baugenehmigungszahl in Heidelberg fast verdreifacht hat, waren die Werte in Reutlingen (-33,4 %), Stuttgart (-25,8 %), Freiburg (-25,7 %) und Pforzheim (-7,9 %) rückläufig.